Oftmals liegen die Märchen aus tausend und einer Nacht nahe an den Geschichten von Münchhausen. So auch diese.
Da bekomme ich einen Anruf, ob ich einen Patienten im den Methoden der traditionellen chinesischen Medizin helfen könnte und ich sagte ja. Was ich da noch nicht wusste war, dass ich dafür extra nach Alexandria in Ägypten reisen sollte.
Viele Menschen halfen diesen Plan dann auch in die Tat umzusetzen und so war ich mit den Flieger von Frankfurt nach Kairo unterwegs. Dort begann das Abenteuer. Da ich nicht wusste wer mich abholte und wie das alles ablaufen sollte, war ich erst einmal etwas ratlos. Doch es wurde alles bestens geplant. Nassir, eine treue Seele und inzwischen auch Freund, holte mich ab und brachte mich nach Alexandria. Morgens gegen 04.00 Uhr kam ich an und gegen 09.00 Uhr ging es in die Klinik. Dort lernte ich einen Arzt Dr. Ahmed Award kennen, der etwas Akupunktur konnte. Seine Fachrichtung war jedoch die Anästhesie. Außerhalb vom Operationssaal unterhielt er in der Klinik eine Sprechstunde für naturheilkundliche Medizin. Hierbei hat Dr. Ahmed Award sich einen Ruf in der Reduktionsdiät geschaffen und galt als großer Spezialist. Über 4000 Patienten hatte Dr. Ahmed Award dokumentiert.
Es stellte sich am Morgen mein Patient, Ahmed vor, für den dieser Aufwand betrieben wurde. Er hat ALS- Amyotrophische Lateralskerose. Sein Gangbild war deutlich eingeschränkt, motorische und sensorische Störungen der oberen Extremitäten, Atembeklemmung und verwaschene Sprache. Nach der Diagnosestellung mit den Mittel der traditionellen chinesischen Medizin wurde die Therapie besprochen und auch durchgeführt. Der Erfolg war in der kurzen Zeit so deutlich, dass sich immer mehr Menschen zur Behandlung an der Klinik meldeten.
Hauptsächlich waren es Frauen mit Schmerzen in Schulter, Rücken und Knie. Was mich überraschte war neben dem deutlichen Übergewicht der Frauen, auch die Magersucht bei jungen Mädchen.
In der Sprache der traditionellen chinesischen Medizin ausgedrückt, konnte ich folgende Muster gehäuft feststellen:
- Milz Schwäche
- Nieren Schwäche
- Leber Wind
- Herz Feuer
Am ersten Tag hatte ich so gegen 10 Patienten. Am letzten Tag begann meine Arbeit gegen 09.00 Uhr früh und hörte nachts um 01.30 Uhr auf. Ich hörte auf die Nadeln zu zählen und auch die Menschen. Was zählte war der Erfolg oder Misserfolg. Rückblickend kann gesagt werden, dass wir bei den Schmerzpatienten etwa 75 % Erfolg hatten. 20 % der Patienten hatten multiple Schmerzen, hierbei eine deutliche Linderung und bei 5% konnte die Akupunktur keine Änderung bringen.
Es wurden Patienten vorgestellt die nach hohem Fieber neurologische Störungen erlitten hatten. Zudem wurden auch Lähmungen, motorische und sensorische Störungen behandelt. Öfters sah ich Patienten mit Postencephalitischem Syndrom.
Aufgrund des hohen Engagement wurde mit der Klinik eine Kooperation und ein medizinischer Austausch vereinbart. Dieses Ziel konnte inzwischen umgesetzt werden. Die Herzlichkeit der Menschen und der Glaube ließen über so manches schwere Schicksal einen Funken Hoffnung fallen. Nicht allen konnte geholfen werden, aber vielen wurden Ihr Leid gelindert.
Die Freizeit durfte nicht zu kurz kommen in einem Land, welches von einem warmen Sommer geprägt ist. Bis zu 40 Grad waren die Temperaturen am Tage. So begann das Leben und die Freizeit in der Nacht. An der Uferpromenade, cirka 28 km lang, ging das Leben nachts gegen 22.00 Uhr los und dauert oftmals bis in die frühen Morgenstunden. Abends, das heißt so gegen 22.30 wenn ich aus der Klinik kam, ging ich meist Tee trinken und noch "Kuskus" essen. Für weitere Aktivitäten war ich zu müde. Jedenfalls war ich von der Arbeit so erschöpft, dass ich meist gegen 24.00 Uhr ins Bett fiel, zufrieden und in der Hoffnung, dass es meinen Patienten am nächsten Tag wieder ein Stück besser geht.